Zu aller erst in ein NAS ein zentrales Gerät, welches Speicherplatz im Netzwerk für eine Anzahl von Personen bereit stellt. Mittlerweile und dank Linux haben sich diese Geräte jedoch zu „Alleskönnern“ weiterentwickelt. Eine der ersten Geschichten waren DLNA und Multimedia, mit Streaming auf Fernseher oder Tablet. Das, was die kleinen Kisten heute können sorgt für ein gewisses Abwägen im Entscheidungsprozess, welches NAS man erwerben sollte. Da ich nur Synology Geräte betreibe, kann ich das auch nur für diesen Hersteller beschreiben. Jedoch waren auch gerade einige Features der Grund wieso überhaupt Synology und nicht z.B. QNAP Verwendung fanden. Let´s guck:
BTRFS Dateisystem und Snapshots
Klassischerweise wird auf den meisten Linux-Kisten ext4 eingesetzt und genau das findet sich bei den meisten NAS als Unterbau. Synology hat bereits vor einiger Zeit angefangen das neuere BTRFS anzubieten. Den riesen Vorteil den ich als Anwender davon habe: die Schnappschussfunktion mit Snapshot & Replication.
Mit einem Schnappschuss kann ich auf eine frühere Version des Dateisystems zugreifen und veränderte oder gelöschte Daten wiederherstellen. Und das stündlich, halbstündlich, … wie ich es einstelle. Und ehrlich gesagt ist dieses „Problem“ absoluter Alltag im IT-Umfeld – mit Schnappschüssen kann sich der Anwender selbst kümmern.
Die Replikation hingegen kann ich als einfaches Disaster-Management betreiben. Im Prinzip ist es ein einfacher Kopiervorgang von einem NAS auf ein anderes, allerdings mit Snapshots. Auf dem Ziel-NAS liegen also ebenfalls mehrere Dateistände vor. Wenn mir das primäre NAS ausfällt, kann ich binnen weniger Minuten auf dem sekundären NAS weitermachen. Das ist vor allem für kleinere Umgebungen interessant die sich keine sehr teure Hardware mit komplexem Unterbau leisten wollen oder können.
Die Krux an der Sache: BTRFS und Snapshot & Replication sind nicht bei allen Modellen verfügbar. Wenn man dieses Feature haben möchte, dann unbedingt vorher in den Listen schauen die Synology auf den Seiten anbietet:
Grob einsortiert: Alle Modelle der Plus- und xs-Serie können das, sowie kleinere wie meine DS218 oder die DS418. Alle play oder J-Modelle können das nicht. Woran Synology das fest macht, kann ich nicht sagen. Der Prozessor wird es aber wohl nicht sein, eher der Chipsatz oder eine Art Flaschendrehen im Konferenzraum.
Die Anzahl der Schnappschüsse wird womöglich limitiert, bei meiner kleinen DS218 sind „nur“ 256 möglich. Bei meiner zweiten DS918+ oder der großen RS3617xs sind es hingegen die vollen 1024.
x86 Software, Docker, GitLab
Momentan ist Docker in aller Munde, praktisch die aktuelle Kuh im Dorf. Nebenher gibt es Dienste wie GitLab die vor allem für Entwickler interessant sind. Was liegt also näher, als das sowieso laufende NAS damit zu beglücken. Nun wird Gitlab bei Synology als Docker-Image umgesetzt, und Docker selbst ist eine x86 Software. Und x86 läuft nicht auf jeder CPU, sondern grob gesagt nur auf den Modellen der Plus- und xs-Serie die einen Intel Prozessor haben.
Zusätzlich ist Docker nicht per se leichtgewichtig auch wenn das gern behauptet wird. Ein NAS ist in seinem Ansatz erstmal ein Dateiserver und die brauchen nicht viel RAM. Eine Syno die nur das macht verbummelt grob gesagt 512MB RAM. Das testweise auf der DS918+ installierte GitLab hingegen hat sich stumpf 2 GB RAM genommen, ist also ein ausgewachsener Server. Also eine DS218+ als kleiner Einstieg? Wohl eher nicht, mindestens DS918+ – die hat auch den größeren Prozessor.
Die Falle mit x86 kann auch bei alternativen Anwendungen zuschlagen. Es stirbt zwar langsam aus, aber Teamspeak ist so ein Kandidat. Dieser kann aus alternativen Quellen auf der Syno installiert werden, aber nur bei x86 (Intel) Prozessoren. Mit meiner DS218 ohne + schaue ich da in die Röhre.
CPU Leistung
Das größere NAS ist nicht immer besser, das verrät Synology aber nicht so direkt. Zum Beispiel wurden in einigen 19er Serien ältere Atom C2538 eingebaut anstatt der neuere C3538. Man kann in der Modellansicht aber oben auf den unscheinbaren Punkt Leistung klicken und sich dort je nach Einschüben durch die Listen hangeln.
Es ist ein wenig frustrierend, aber de facto ist eine DS918+ schneller als die doppelt so teurere und neuere RS1219+. So ist das halt, wenn man einen 6 Jahre alten Prozessor einsetzt. Und ehrlich gesagt kann man jetzt nicht mal prüfen, ob der C3538 wirklich schneller als der Celeron J ist. Durfte der Celeron seinen Turbo zünden oder waren die 14k Punkte Nominaltakt? Ich vermute, Synology hat nicht genügend Prozessoren von Intel bekommen und war gezwungen die älteren Atoms einzubauen. Also einfach keine RS1219+ kaufen, bei den anderen 19er Modellen genau hingucken was drin ist und womöglich auf die 20er Serien warten.
Anzahl der Einschübe
Wie viel Platz brauche ich überhaupt – eine spannende Frage, absolut.
Ich fange mal klein an: „Als Heimanwender will ich nix großes, ein Einschub reicht.“ Kann ich absolut nicht empfehlen, Daten sind das neue Gold und ehrlich gesagt wird es niemand toll finden, wenn die Urlaubsfotos futsch sind. Mindestens 2 Einschübe sind Pflicht, auch privat! Damit kann ich ein simples RAID1 aufbauen was ich immernoch für die meisten Fälle als sinnvoll erachte. Auch das kann sterben, im Rebuild, neulich selbst miterlebt. Hoch lebe die Replikation.
Mit 4 Einschüben kann man schon schöne Sachen basteln. Exemplarisch an meiner DS918+ erklärt:
Die Produktivdaten lagen auf einem RAID1 aus 2 SSDs (Intel DC S4500) mit Snapshots mehrmals täglich. Weniger wichtiges lag auf einem zweiten RAID1, ebenfalls SSDs (Samsung 960). HyperBackup hat täglich die Produktivdaten auf das zweite RAID1 gesichert, und im Anschluss komplett alles raus auf eine externe Festplatte dupliziert. That´s it, simpel aber ein robuster guter Einstieg in die Thematik Datenverfügbarkeit und automatisierte Backups. Ein Hot Spare Laufwerk hatte ich mal, ist aber rausgeflogen da es so praktischer ist. Per Replikation ließen sich die Produktivdaten auch ins Archiv replizieren, das war mir aber zu viel und eher mit einem zweiten Gerät sinnvoll.
Mit der jetzigen DS218 mit nur zwei Einschüben sieht das übrigens nahezu identisch aus. Produktiv- und Archivdaten liegen auf einem RAID1, HyperBackup sichert „auf sich selbst“ (was es bemeckert) und schiebt danach alles auf die externe Platte.
Alternativ könnte man auch ein größeres RAID5 mit 4 Schächten aufbauen, oder sogar ein RAID6 wenn man paranoid ist. Mit RAID6 habe ich in der RS3617xs eher schlechte Erfahrungen gemacht. Mittlerweile habe ich dort alles in separate RAID1 mit Hot Spare zerlegt. Wenn dort ein einzelnes RAID1 ausfällt, ist nicht gleich der gesamte Datenbestand in Gefahr oder hinüber.
Für die meisten Fälle wird ein Modell mit 4 Einschüben genügen. Da hat man auch gleich die bessere CPU Leistung mitgenommen (DS918+). Die neuere DS1019+ ist völlig albern, einen Schacht mehr für viel mehr Geld nutzt in der Realität gar nichts. Für Backups dann was größeres wie die 1618+ oder sogar 1819+. Aus meiner Erfahrung neige ich eher zu mehreren RAID1 anstatt größeren RAID5 oder 6. Aber das muss anhand der Datenmenge entschieden werden. Bei den momentanen SSD-Preisen kann man Synologys Aussage zu den 6-bay Modellen eigentlich vergessen. 4 große HDDs und 2 kleine SSDs daneben in Schacht 5 und 6 sind albern. Nur deshalb ein 6-bay-Modell auf den Markt zu bringen ist ein paar Jahre zu spät.
Laufzeit, Lautstärke, Strom
Laufzeit meint die Betriebsjahre, nicht die Zeit pro Tag. So ein Gerät kann gut und gerne 5 Jahre betrieben werden, Synology liefert sehr sehr lange Aktualisierungen für seine Modelle. Deshalb sollte man tatsächlich nicht zu sehr knausern. Ich habe mir statt der DS218+ die kleinere DS218 geholt, und ehrlich gesagt hätte ich die paar Euro investieren können und hätte auch Docker gehabt. So habe ich nur BTRFS, immerhin. Sobald man das Gerät hat, nutzt man es auch. Wachstum gibt es ebenfalls, und so kommt die Audio Station, FotoStation usw dazu.
Die Lautstärke ist „ok“ bei den kleinen Modellen, also bis zur DS918+. Ich hatte bei der auch den Lüfter gegen Noctua ausgetauscht, allerdings habe ich keinen Unterschied wahr genommen. Viel lauter sind rotierende Festplatten, auch deshalb laufen bei mir nur SSDs. Die kürzlich in Betrieb genommenen DS1618+ sind hingegen laut, die müssen separat stehen ansonsten gibt das Ärger mit Kollegen oder der Familie.
Synology gibt in seinen Tabellen den Stromverbrauch mit an. Und ich muss zugeben, die Verbräuche sind ziemlich akkurat und korrekt. Wenn SSDs oder nur 2 von 4 Laufwerken genutzt werden zieht man minimal etwas ab, aber das sind auch keine 50%. Meine DS918+ mit 4 Laufwerken und der USB HDD hat etwa 12 Watt im Leerlauf gebraucht, die DS218 braucht mit der USB HDD knapp 6 Watt. Nur zum Vergleich, die RS3617rpxs mit zwei Netzteilen, 6 HDDs und 6 SSDs startet bei 120 Watt im Leerlauf – Prost!
Zum Schluss
Ich tendiere definitiv zu den Plus-Modellen. Wenn man mal BTRFS und Snapshots kennen gelernt hat, will man das nicht mehr missen. Docker und x86 müssen im Einzelfall entschieden werden. Wenn darauf wirklich verzichtet werden kann, dann reicht eine DS218 oder DS418 aus. Xs-Modelle sind viel zu groß, selbst im Firmenumfeld muss man sich schon ein wenig anstrengen um die auszulasten. Allerdings kann eine DS3018xs der perfekte Unterbau für Docker sein, da die schon 8 GB RAM und genügend CPU-Leistung mitbringt. Die DS918+, die kleinere DS718+ oder die größere Modelle mit Atom C3538 sind solide Untersätze für ein heimisches oder kleines Firmennetzwerk.
Außen vor gelassen habe ich jetzt sowas wie VPN oder verschlüsseltes Vorhalten der Daten. Aber auch hier kann man grob Richtung Plus-Modelle gehen und alles darunter einfach stumpf ignorieren.