Ich hatte eine knuffige Idee, wieso nicht mal ein RDX-Laufwerk als weiteres Sicherungsmedium für die Veeam und Synology HyperBackup-Sicherungen benutzen. Das USB-Laufwerk ist vergleichsweise spottbillig und die Medien relativ teuer. Aber billiger als ein LTO ist es in den meisten Fällen. Also gesagt getan, einfach mal geordert. Da es keins direkt von Tandberg gab, wurde es baugleich von HPE bestellt.
Voller Begeisterung ran das Ding an die DS1618+, usbshare1 umbenannt, HyperBackup Clone Job definiert und ab laufen lassen. 😍
OK, das die Replikationen bei laufendem HyperBackup scheitern wusste ich, also ignorieren. Wenn der Job erstmal durch ist, gibt sich das. Das zweite Backup ist schneller. 1 TB zu kopieren dauert halt. Nur … das dauerte Stunden, und das war kurios. Und wenn etwas kurios ist, geht das Suchen los. Das wichtigste Hobby und die Lebensaufgabe jeden Admins ist natürlich: Suchen und testen. ☕
Erste Analyse
Wir gucken uns mal an was das Teil so anstellt. Es schreibt eine gewisse Datenmenge und bricht dann brutal in der Schreibleistung ein. Die Auslastung ist dauerhaft auf 100%. Im Ressourcenmonitor gibt es Aussetzer in der Anzeige und schlussendlich friert sogar das Webinterface des NAS ein. Trotz abgebrochenem HyperBackup Job bleibt die Laufwerksauslastung bei 100%, das RDX-Medium lässt sich ebenfalls nicht auswerfen. Um das zu erzwingen muss man das NAS neu starten.
Im Ergebnis scheitert ein HyperBackup-Job über Nacht. Das NAS meldet zwischendrin, dass das Medium unerwartet ausgeworfen wurde. In Summe keine Glanzleistung bis hierhin.
Schritt 2, Ausschlussverfahren
Könnte das NAS ein Problem haben? Mit dem USB-Controller vielleicht? Hmmmm. Erweitertes testen und Prüfen.
- Versuchsweise an die DS415+ gehängt, ok das war schneller aber auch nicht nach Soll. Es waren auch nur ein paar Daten.
- Testweise eine ältere 2TB Toshiba Canvio Basic an die DS1618+ gehängt, Job erstellt, laufen lassen, rund 85MB/s. Ordentlich, läuft.
- An den eigenen PC gehängt, einen Veeam Datensatz verschoben. Läuft auch mit 130MB/s, was soll das. 😑
- Im Tandberg RDX-Manager die Einbindung von Wechseldatenträger auf fest geändert, OK das half eine kurze Zeit aber dann war auch wieder miserabel.
- Auf der Synology Seite geschaut ob das Laufwerk kompatibel ist, ja doch steht als iO drin. Muss also.
Schritt 3, flache Hand @ Stirn
Warte mal, da geistert doch gerade dieser SMR-Blödsinn durch´s Netz. Tandberg wird doch nicht etwa…??? RDX-Medium gegriffen, Rechner aufgeschraubt, an die SATA-Buchse gehängt, gebootet, Blick in den Gerätemanager und leck mich am A.. eine ST3000LM024 mit SMR. Ab hier ergab sich ein wunderschönes frustrierendes Gesamtbild. Die bauen tatsächlich SMR statt CMR ein und geben das auch minimal als problematisch zu. In einem Forenbeitrag fand sich dann noch der Hinweis, dass alle Medien ab 1TB SMR nutzen. Dem Tandberg Support war jedoch kein Problem mit den Medien bekannt.
Final muss man das vollkommen stumpf einordnen. Tandberg verbaut Festplatten als Backupmedium, die von den Herstellern gerade nicht für massive Schreibzugriffe gebaut wurden, sondern für leselastige Archive. Ein Backup ist aber de facto vor allem schreiblastig. Vor allem mit kleinen Dateien wie sie im HyperBackup auftreten, gibt es die größten Probleme. Ein Löschen oder Kopieren dieser Dateien dauert unendlich lange, das NAS denkt schlichtweg das Laufwerk ist defekt. Exakt so wie es in einem SMR-RAID auftritt. Damit ist RDX mit SMR an Synology ebenfalls nicht kompatibel und entfällt als Sicherungsmedium. Es sei denn es reichen 500GB, dann kann man´s ja mal testen.
Und falls jemand denken sollte: schraub ich die Cartridge doch auf und tausche die Platte. Klappt nicht, die Firmware ist getaggt und andere Laufwerke werden nicht erkannt. Man will doch seinen eigenen Kram verkaufen. 🥰
Das gezeigte Verhalten konnten wir jetzt nur mit RDX nachvollziehen, aber ich könnte mir doch direkt vorstellen, dass SMR-Festplatten auch in anderen USB-Gehäusen problematisch sind. Sollte ich hier irgendwo noch so ein Teil finden, probiere ich das direkt aus.